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Luftanalytik: Die Analyse der Phthalate wird nach VDI 4301 Blatt 6:2012-09 durchgeführt. Die Weichmacher werden auf Florisil-Röhrchen gesammelt und mit Diethylether eluiert. Die Analyse erfolgt mittels Kapillargaschromatographie und Massenspektrometer. Die quantitative Bestimmung erfolgt nach der Methode des Internen Standards über Vergleichsgemische. Bestimmungsgrenze: 20 - 50 ng/m³ pro Substanz bei 500 Litern Sammelvolumen.
Ein Teil der Weichmacher kann auch mittels Thermodesorption oder Lösemitteldesorption nachgewiesen werden. Die Analytik entspricht der Analytik der Glykolverbindungen.

Staubanalytik: Die Analyse wird nach VDI 4301 Blatt 6:2012-09 bzw. nach dem akkreditierten Hausverfahren ALAB 10:2004 durchgeführt. Die Probe wird im Ultraschallbad mit Cyclohexan/Aceton extrahiert. Die Analyse wird mittels Kapillar-Gaschromatographie und Massenspektrometer durchgeführt. Die quantitative Bestimmung der Weichmacher erfolgt nach der Methode des Internen Standards über Vergleichsgemische.
Bestimmungsgrenze: 1 mg/kg für DIDP und DINP 10 mg/kg (halbquantitativ) bei einer Einwaage von 250 mg.

Materialanalytik: Die Analyse wird nach VDI 4301 Blatt 6:2012-09 durchgeführt. Die Probe wird im Soxhlet bzw. im Ultraschallbad mit Aceton extrahiert. Die Analyse wird mittels Kapillar-Gaschromatographie und Massenspektrometer durchgeführt. Die quantitative Bestimmung der Weichmacher erfolgt nach der Methode des Internen Standards über Vergleichsgemische.
Bestimmungsgrenze: 1 mg/kg; für DIDP und DINP 10 mg/kg (halbquantitativ) bei einer Einwaage von 250 mg.


Weichmacher sind Chemikalien, die in enormen Mengen produziert werden. Sie werden Kunststoffen, hauptsächlich PVC, beigemischt, um sie elastisch und gut verarbeitbar zu machen.

PVC-Produkte bestehen oft nur zu weniger als der Hälfte aus PVC. Den Rest machen Zusatzstoffe aus, die für die unterschiedlichen Eigenschaften der aus PVC hergestellten Gegenstände verantwortlich sind. An erster Stelle stehen dabei Weichmacher, darüber hinaus werden Farbstoffe, Pigmente, Stabilisatoren, Flammschutzmittel und weitere Hilfsmittel zugefügt.

Die in den größten Mengen eingesetzten Weichmacher gehören zur Stoffgruppe der Phthalate. Phthalat-Weichmacher haben einen großen Nachteil: sie bleiben nicht in dem Kunststoff, dem sie zugesetzt werden, sondern gasen mit der Zeit aus oder gehen bei direktem Kontakt auf andere Materialien über. Fachleute mit Sinn für Poesie haben dafür den Begriff "Weichmacherwanderung" geprägt.

Die Folgen des Bewegungsdranges der Weichmacher sind unangenehm: einerseits werden die auf die weichmachende Wirkung der Phthalate angewiesenen Kunststoffe hart und spröde, andererseits stellen vagabundierende Weichmacher eine schwer zu kalkulierende Gesundheitsgefahr dar.

DEHP war lange Zeit das am häufigsten verwendete Phthalat. Wegen seiner fortpflanzungsgefährdenden Eigenschaften und der diesbezüglichen öffentlichen Diskussion wurde DEHP in den vergangenen Jahren teilweise durch DINP und DIDP ersetzt. DINP und DIDP sind gegenwärtig die in Westeuropa am meisten verwendeten Weichmacher. Bei ungefähr gleich bleibendem Weichmachergesamtverbrauch stieg ihr Anteil von 35 % im Jahr 1999 auf 67 % im Jahr 2008. Der Anteil von DEHP fiel nach Angaben der Aktionsgemeinschaft PVC und Umwelt im selben Zeitraum von 42 % auf 17,5 %.

Kinder, insbesondere Kleinkinder im Krabbelalter, können mit DEHP deutlich stärker belastet sein als Jugendliche und Erwachsene, da sie Weichmacher nicht nur über die Nahrung, sondern auch vermehrt über den Hausstaub und über Dinge, die sie in den Mund stecken, aufnehmen. Neben der hormonähnlichen Wirkung gibt es Hinweise darauf, dass DEHP-haltiger Staub aus PVC-Bodenbelägen die Bronchien von Kindern schädigen kann. Im Oktober 2004 veröffentlichte ein schwedisch-dänisches Forscherteam eine Studie, in der ein deutlicher Zusammenhang zwischen Phthalat-Konzentrationen im Hausstaub aus Kinderzimmern und dem Auftreten von Asthma, Hautekzemen und Katarrh der Nasenschleimhaut bei den betroffenen Kindern aufgezeigt wird.

In einer Presseinformation des BfR heißt es: "Um das gesundheitliche Risiko der gegenwärtigen Phthalatbelastung für den Menschen genauer charakterisieren zu können, besteht noch Forschungsbedarf. Hierbei spielt vor allem die Frage eine Rolle, ob sich bei Phthalat-Gemischen die einzelnen Stoffe in ihrer Wirkung verstärken. Tierexperimentelle Studien mit einzelnen Phthalaten und mit Gemischen deuten auf eine additive Wirkung bei der Störung der Testosteronbildung bei den Nachkommen der Tiere.

Diethylhexylphthalat (DEHP), Dibutylpthalat (DBP) und Butylbenzylphthalat (BBP) gelten als endokrin aktive Phthalate (Infos zu endokrin wirksamen Substanzen siehe Punkt 7).

Seit dem 30.7.2002 müssen Zubereitungen, die mehr als 0,5% DEHP enthalten, EU-weit als giftig gekennzeichnet werden. In Spielzeug für Kinder unter 3 Jahren ist der Einsatz verboten. Dies bedeutet, dass die Massenkonzentration in dem weichmacherhaltigen Material unter 0,1 Masse-Prozent liegen muss (gilt für DEHP, DBP und BBP).

Die DEHP-Ersatzstoffe DINP (Gemische isomerer Diisononylphthalate) und DIDP (Diisodecylphthalate) sind bislang nicht als gefährliche Stoffe eingestuft. Mögliche gesundheitlich relevante Effekte von DIDP betreffen primär die Leber. Zudem werden beide Stoffe als potenziell endokrin wirksame Substanzen (Kat 2) eingestuft. Die EU-Kommission hat wegen der Risiken von DIDP und - aus Vorsorgegründen - auch für DINP sowie Di-n-octylphtalat (DNOP) ein Verbot für Babyartikel und Kinderspielzeug, das in den Mund genommen werden kann, erlassen. Auch das Umweltbundesamt (UBA) bewertet das zunehmende Vorkommen dieser Stoffe in Produkten und in der Umwelt als bedenklich und plädiert dafür, den Eintrag dieser beiden Stoffe in die Umwelt zu vermeiden.

Als Weichmacher werden außerdem Ester aliphatischer Dicarbonsäuren, z. B. Di(2-ethylhexyl)adipat (DEHA bzw. Synonym Dioctyladipat DOA) sowie Dibutylmaleinat eingesetzt. Sie ähneln in ihren Stoffeigenschaften den Phthalaten, weisen aber eine geringere Toxizität auf. Sie sind in ihrer Herstellung teurer als Phthalate, verdrängen diese jedoch zunehmend.

Das Weichmacherproblem ist untrennbar mit PVC verbunden. Wie kein anderer Kunststoff ist PVC auf Zu-satzstoffe - vor allem Weichmacher - angewiesen. PVC ohne Weichmacher - das ist ein spröder, wenig schlagzäher Werkstoff, für den es nur einen begrenzten Anwendungsbereich gibt. Gäbe es keine Weichmacher, hätte PVC nie die große Bedeutung im Bausektor erlangen können, die es heute hat.

Eine weitere Quelle für Weichmacher vom Phthalat-Typ sind scheuerbeständige sogenannte "Latex"-Farben für Innenanstriche. Diese Anstriche werden häufig in Kombination mit Glasfasertapeten in besonders beanspruchten Räumen (Schulen, Büros, Hotels, Krankenhäuser) verwendet. Sie enthalten meist relativ leichtflüchtige Phthalate, z. B. Dimethylphthalat (DMP), die aufgrund ihres hohen Dampfdrucks stark ausgasen. DMP-Raumluftkonzentrationen von 100 - 200 µg/m³ sind nach Verwendung derartiger Farben keine Seltenheit.

Quellen für Weichmacher in Innenräumen: PVC-Fußbodenbeläge, Latexfarben, Teppich-Rückenbeschichtungen, Strukturschaumtapeten, Faltwände, PVC-weich-Profile, PVC-Elektrokabel, Aufblasmöbel, PVC-Folien, Badewannen- und Duscheinlagen, (Dusch)-Vorhänge, "Wachs"tücher, Wäscheleinen mit PVC-weich-Ummantelung, PVC-Spielzeugfiguren, Türpuffer, Saughaken, Schuhsohlen, Parfüms, Duftöle.