Über 25 Jahre Erfahrung

Luftanalytik: Die Analyse von Formaldehyd sowie höheren Aldehyden und Ketonen wird nach DIN ISO 16000 Blatt 3:2013-01 ausgeführt. Die Probenahme erfolgt auf Silicagel-Sammelkartuschen, die mit 2,4-Dinitrophenylhydrazin (DNPH) präpariert sind (Supelco LpDNPH S10 Cartridges). Diese Kartuschen können über die ALAB GmbH bezogen werden. Das Probenvolumen ist abhängig von der erwarteten Raumluftkonzentration an Carbonylverbindungen (Aldehyde und Ketone) und beträgt in der Regel 90 Liter bei einem Volumenstrom von maximal 1,5 Liter pro Minute.

Nach Elution der Sammelröhrchen mit Acetonitril erfolgt die Analyse mit Hochdruck-Flüssigkeits-Chromatographie und Diodenarraydetektor (HPLC/DAD). Die Bestimmungsgrenze beträgt bei 90 Litern Sammelvolumen 3 µg/m3 pro Substanz.

Ein Teil der höheren Aldehyde kann auch mittels Thermodesorption oder Lösemitteldesorption nachgewiesen werden. Die Analytik entspricht jeweils der Analytik der Glykolverbindungen (1.2.2 und 1.3.2).

Materialanalytik (Thermoextraktion): Materialproben werden zur Untersuchung auf höhere Aldehyde in einem kleinen Prüfraum bei 60 °C temperiert. Dabei wird über einen Zeitraum von 2 Stunden gereinigte Luft über die Probe gezogen und die freigesetzten Substanzen auf einer DNPH-Kartusche angereichert. Der weitere Analysengang entspricht der Luftanalytik.


Formaldehyd wird seit etwa 100 Jahren großtechnisch hergestellt. Es wird nicht nur als Bindemittelbestandteil in Spanplatten, sondern beispielsweise auch als Konservierungsmittel in Farben, Lacken und Kosmetika, als Pflegeleichtzusatz in Textilien, als Desinfektionsmittel und bei der Produktion von Kunstharz eingesetzt. Neben dem technisch hergestellten Formaldehyd findet sich diese Substanz zudem in großen Mengen als Produkt unvollständiger Verbrennungsvorgänge, z. B. in Kraftfahrzeugabgasen und Zigarettenrauch. Immer und überall eingesetzt, kann man dieser Chemikalie heutzutage kaum noch aus dem Wege gehen. Die Zahl der Menschen, die aufgrund einer ständigen Belastung durch Formaldehyd an Augenreizungen, Bronchialproblemen und Kopfschmerzen leiden, lässt sich kaum abschätzen.

Bereits in den 70er Jahren kam die Substanz Formaldehyd wegen ihrer unerwünschten Eigenschaft als reizendes Gas und der allergisierenden Wirkung bei direktem Hautkontakt ins Gerede; damals wurde erstmals der Verdacht der Kanzerogenität geäußert. Neuere, sehr umfangreiche Studien in den USA mit Arbeitnehmern der chemischen Industrie, die gegenüber Formaldehyd exponiert waren, belegen eine erhöhte Sterberate durch Tumore im Nasenrachenraum. Spontan und mit Ausnahme bestimmter berufsbedingter Expositionen treten solche Tumore beim Menschen nur selten auf. Aus diesem Grund entschied die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (International Agency on Research of Cancer, IARC) im Juni 2004, dass eine ausreichende Beweislage gegeben sei, Formaldehyd als humankanzerogen einzustufen. Die IARC sieht es als hinreichend bewiesen an, dass Formaldehyd beim Menschen Nasen- und Rachenkrebs auslöst.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat die Studienergebnisse zum Anlass genommen, die krebsauslösenden Risiken von Formaldehyd neu zu bewerten. Das Institut kommt zu dem Schluss, dass die Substanz beim Menschen Krebs auslösen kann, wenn sie eingeatmet wird, und schlug im Mai 2006 vor, Formaldehyd nur im Hinblick auf die Aufnahme über die Atemluft als humankanzerogen einzustufen. Bei dieser Bewertung hat das BfR erstmals einen neuen konzeptionellen Ansatz gewählt: Der krebsauslösenden Wirkung von Formaldehyd liegen zwei biologische Mechanismen zugrunde - die zellschädigende Wirkung, auf die der Körper mit einer Zellwucherung reagiert, und die Veränderung der Erbinformation. Beide Mechanismen werden oberhalb einer bestimmten Menge gemeinsam wirksam. Auf der Basis von Daten, die am Tier und am Menschen erhoben wurden, hat das BfR deshalb unter Zugrundelegung der beiden Wirkmechanismen einen so genannten "safe level" abgeleitet. Dieses liegt bei 0,124 Milligramm pro Kubikmeter Raumluft. Bei Luftkonzentrationen unterhalb dieses Wertes wird angenommen, dass ein gegenüber dem "Hintergrundrisiko" erhöhtes Krebsrisiko nicht zu erwarten ist. Bei wiederholter, deutlicher Überschreitung dieses Wertes können dagegen gesundheitliche Risiken bestehen.

Höhere Aldehyde sind aufgrund ihrer Reaktionsfähigkeit - ähnlich wie Formaldehyd - gesundheitsschädlich und reizen bereits in geringsten Konzentrationen die Schleimhäute der Augen und Atemwege. Eine wichtige Quelle für Aldehyde in der Raumluft sind trocknende Öle, die beispielsweise Lacken, Klebstoffen und Linoleumbelägen als Bindemittel zugesetzt werden. Trocknende Öle, wie Leinöl, binden durch Aufnahme von Luftsauerstoff ab. Bei dieser Reaktion kann es zur Abspaltung von längerkettigen Aldehyden kommen. Die Aldehyd-Abgabe ist dabei nicht nur auf den Zeitraum der Trocknung beschränkt.

Bindemittel auf Basis trocknender Öle werden in den letzten Jahren zunehmend als Alternative zu synthetischen Harzen eingesetzt. Ein wichtiges Beispiel hierfür ist die Verwendung von Linoleum als Fußbodenbelag anstelle des problematischen PVC. Parallel zum verstärkten Einsatz von Linoleum erreichen uns immer häufiger Beschwerden von Verbrauchern, die nach dem Verlegen von Linoleumbelägen über starke Geruchsbelästigung und Reizungen der Schleimhäute - insbesondere der Atemwege - klagen. Denkbar wäre, dass die Klebemittel, mit denen diese Beläge verklebt werden, eine Ursache für die geschilderten Beschwerden darstellen. Dies konnte bisher jedoch durch eine Untersuchung der Raumluft auf die entsprechenden Lösemittelkomponenten meist ausgeschlossen werden. Aufgrund von Untersuchungen über das Ausgasungsverhalten von Linoleum ist zu vermuten, dass Aldehyde eine wesentliche Ursache der geschilderten Geruchsbelästigungen und Schleimhautreizungen sind. Dies kann im konkreten Fall durch eine Untersuchung der Raumluft auf diese Substanzen überprüft werden.

Eine weitere wichtige Quelle für höhere Aldehyde in der Raumluft sind Alkydharzlacke, also die klassischen, stark lösemittelhaltigen Kunstharzlacke. Alkydharze bestehen aus Polyalkoholen, die mit Fettsäuren und mehrwertigen Säuren verestert sind. Ebenso wie aus trocknenden Ölen können auch aus durchgetrockneten Alkydharzlacken durch oxidative Spaltung der Doppelbindungen in den Fettsäureresten höhere Aldehyde freigesetzt werden. Alkydharzlacke werden u. a. als Heizkörperlacke, zur Oberflächenbeschichtung von Fensterrahmen und Türen oder großflächig zum schmutz- und wasserabweisenden Lackieren von Wänden in Küchen und Bädern ("Ölsockel") verwendet.

Chlorfreie Bodenbeläge aus Polyvinylbutyral (PVB) können neben Butanol und Buttersäure auch größere Mengen an Butanal freisetzen.

Benzaldehyd kann von UV-härtenden Lacken als flüchtiges Spaltprodukt der als Photoinitiatoren eingesetzten Substanzen freigesetzt werden, z. B. aus UV-härtenden Möbelbeschichtungen.

Furfural kann von thermisch behandeltem Kork ("Backkork"), thermisch behandeltem Holz bzw. Holzwerkstoffen und von Papier und Pappe freigesetzt werden. Es besteht der Verdacht, dass Furfural krebserzeugend ist (EU-Einstufung Carc. 2: Kann vermutlich Krebs erzeugen).